Ivan Grohar
15. junij 1867 – 19. april 1911

Kindheit und Jugend

Ivan Grohar wurde als Sohn des Inwohners in der alten Pfarrei in Spodnja Sorica, einem Dorf in der Region Gorenjska oberhalb des Tals Selška dolina, geboren. In diesem idyllischen Höhendorf ist sein Geburtshaus erhalten, das heute ein Museum beherbergt. Am Straßenrand begrüßt uns ein bronzenes Denkmal, das nach seiner Gestalt gemacht wurde. Grohar starrt in die Ferne seiner Heimatlandschaft. Nachdem Ivans Vater, Andrej, in Zgornja Sorica, eine gute Stunde zu Fuß entfernt, ein eigenes Häuschen baute, zog die Familie einige Jahre nach der Geburt des Sohnes nach Hejblarje / Heblarje, wie der Weiler von den Einwohnern genannt wurde, um. (Aufgrund der alten Siedler aus Tirol blieben auch einige deutsche Namen erhalten. Heibe = Heu, Hejblarji = Heufelder). Ivan war ein Bauernkind. Als zehnjähriger Junge hütete er eine Kuh und hatte viel Zeit, Wiesen, Wälder und alles, was in der Natur passiert, zu beobachten. Die Zeit während dem Hüten nutzte er oft zum schnitzten von Figuren aus Linde. Er war sehr geschickt und konnte aus dem Holz Linien verschiedener Tiere herauslocken, am interessantesten fand er der Hase im Sprung. Die unbeschwerten Jahre der Kindheit als Hirte haben sich ihm tief ins Gedächtnis eingeprägt. Auch eines seiner letzten – unvollendeten – Gemälde ist inhaltlich mit dieser ursprünglichen idyllischen Welt verbunden. Der Titel des Gemäldes: Der Hirte (“Črednik”) Schon von klein auf hörte Ivan gerne Geschichten über erwachsene Maler und Bildhauer, die es verstanden, Statuen herzustellen und Altar- und Wandmalereien für Kirchen zu malen. Oft ging er in die benachbarte Kirche, wo er sich die Altarbilder ansah. Obwohl er eine gute Stunde zu Fuß zur Schule gehen musste, ging er gerne zur Schule, weil er davon überzeugt war, dass alles Wissen aus Büchern gewonnen werden kann. Für Dörfer, die mehr als eine Stunde zu Fuß entfernt waren, war das Schulgesetz nachsichtiger und die Kinder brauchten dort bei starkem Schnee, Regen und Kälte nicht zur Schule gehen. Mehrmals (von November bis März) kam es vor, dass der Lehrer in die Schulchronik schrieb: viel Schnee, alles ist verschneit, kein Schüler kam und der Unterricht ist entfallen. Ivan war mehrmals das einzige Kind in der Schule. Er kam sogar im schlimmsten Schnee. Am liebsten ging er jedoch im Frühjahr zur Schule. Einen guten Teil des Weges wanderte er durch einen Fichtenwald. In der Schule war Ivan der Beste im Zeichnen und der Dorflehrer besorgte ihm ein deutsches Buch über das Zeichnen, ein echtes Übungsbuch zum Zeichnen, das Ivan mehrere hunderte Male durchblätterte. Darin wurden verschiedene Aufgaben gesammelt und die Schüler sollten das Zeichnen genauso erlernen wie das Lesen. Darin gab es eine Vielzahl von Zeichenvorschlägen. In die Schule ging er bis zum 14. Lebensjahr als er reif für einen Knecht war, und der Lehrer schrieb in die offiziellen Schulbücher, dass er sehr talentiert im Zeichnen ist. Nach der beendeten Schulpflicht bestreitete er seinen Lebensunterhalt mit gelegentlichen Arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft. Dem jungen Ivan blieben lebhafte Erinnerungen an Erfahrungen im Zusammenhang mit der Landarbeit zurück, die später ihren Weg auf seine Leinwände fanden. Unter anderem stellte er die Frühjahrssaat, das Sommermähen, die Ernte und das Dreschen, die Herbsternte und die Mittagsruhe auf dem Feld dar… Er stellte einen lebendigen bäuerlichen Alltag dar – dem Motiv nach werden solche Gemälde in das landwirtschaftliche Genre eingeordnet.

Haltestellen im Leben

Sein Wunsch zu malen, wurde auch vom Pfarrer von Sorica, Anton Jamnik, bemerkt, der ihn 1888 dem Grafen Karl Strahl dem Edlen empfohlen hat, um sich seine Kunstsammlung in Stara Loka ansehen zu können. Danach ermöglichte er ihm, dass er im Sommer als Lehrling beim Kirchenmaler Matija Bradaška in Kranj malen durfte. Bis zu seiner Einberufung zur Armee lernte er auch im Maleratelier Spiridion Milanesi in Zagreb. Nach einer unglücklichen Militärdienstzeit setzte Ivan Grohar seine Ausbildung als Maler fort. Zunächst an der Landeszeichenschule in Graz (1892–1895). Im Jahre 1894 bestand er die Aufnahmeprüfung an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wurde aber wegen mangelhafter Ausbildung nicht aufgenommen. Auch nach München ging er Studieren: von 1895 bis 1896 kopierte er in der Alten Pinakothek Werke älterer Meister und besuchte zeitgenössische Ausstellungen. Im Sommer 1896 ließ er sich in Škofja Loka nieder und richtete sich ein Atelier ein. Im folgenden Jahr lernte er Rihard Jakopič kennen, der ihn 1899 an die Malschule seines slowenischen Landsmanns Anton Ažbe nach München holte. In seine Schule gingen junge Maler aus aller Welt. Bei Ažbe lernte Grohar die Maler Matija Jama und Matej Sternen kennen. Ažbe lehrte seine Schüler hauptsächlich Porträts und Akte zu malen. Bei Ažbe hat Grohar unter anderem gelernt, dass immer nur reine, unvermischte Farben nebeneinander auf eine Malleinwand aufgetragen werden, damit die Farben zu mehr Ausdruck kommen. Im November 1899 kehrte Grohar aufgrund des Todes seiner Mutter nach Ljubljana zurück und lebte von Anfang des Jahres 1900 bis April desselben Jahres wieder in München. Danach lebte er in Ljubljana, später in Škofja Loka und Sorica, bis April 1902, als er nach Devin ging, um zu malen. Bis zum Ende des Jahrhunderts hatte sich Grohar vor allem als Kirchenmaler etabliert – er malte hauptsächlich religiöse Gemälde. Er erhielt renommierte Aufträge für die Wallfahrtskirche in Brezje – der Schriftsteller und einer der ersten Kunstkritiker, Vatroslav Holz, hielt Anfang 1900 Vorträge für die Pfarrkirche in Ribnica und für die Fresken in der Kirche in Trnovo in Ljubljana ab. Hier sollte er Motive aus der Legende über den Hl. Johannes den Täufer malen. Der Ausschuss des Vereins für christliche Kunst (Društvo za krščansko umetnost) hat seine Skizzen bereits genehmigt, die Arbeit wurde ihm jedoch wegen Kritiken hinter den Kulissen weggenommen und das bereits begonnene Bild weiß überstrichen. Die Affäre hat ihn getroffen, aber Grohar beharrte trotzdem.

Als man Anfang des 20. Jahrhunderts in Ljubljana begonnen hat Kunstausstellungen vorzubereiten, hat sich Grohar Tatkräftig beteiligt und das nicht nur als Aussteller, sondern auch als Organisator bzw. Gestalter. Dies gilt sowohl für die 1. Slowenische Kunstausstellung (veranstaltet im Jahr 1900 im Rathaus) als auch für die 2. Slowenische Kunstausstellung 1902, organisiert vom Slowenischen Kunstverein, dessen Ausschussmitglied und Sekretär er war. Da die 2. Ausstellung von Kritikern und dem Publikum missverstanden und harsch abgelehnt wurde, war es Grohar, der stark davon betroffen war. Grohar lebte die ganze Zeit in extremer Armut. In der Not lieh er sich in gutem Glauben kleinere Beträge aus der Vereinskasse, im guten Glauben, das geliehene Geld bald durch den Verkauf der Bilder zurückzahlen zu können. Es kam jedoch vor, dass Mitglieder des Vereins ihn aufgrund verschiedener politischer Intrigen wegen Unterschlagung verurteilten. Grohar wurde deswegen am 15. 11. 1902 zu drei Monaten Haft verurteilt. Zur Seite stand ihm nur Rihard Jakopič. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe suchte er Zuflucht auf dem Anwesen des Notars Janko Rahnet in Brdo bei Lukovica, wo er wieder zu malen begann. 1903 mietete er ein Atelier in Wien und begann mit den Vorbereitungen für eine Ausstellung beim Galeristen Miethke. Im Jahre 1904 stellte Grohar zusammen mit Rihard Jakopič, Ferdo Vesel, Matej Sternen, Matija Jama und Franc Berneker in Wien aus. Die Künstler präsentierten sich als unabhängige slowenische Künstler, vereint im Club Sava. Die Ausstellung war ein großer Erfolg, und die größte Aufmerksamkeit der Ausstellung erregte Grohars Gemälde “Der Frühling” (slow. pomlad), das Grohar selbst unter dem Titel “Aus meiner Heimat” ausstellte. Im Frühjahr 1904 zog Grohar nach Sorica um, dann nach Škofja Loka, wo er 1904 und während den Jahren 1906–1907 zusammen mit Jakopič und Sternen malte und dort bis zu seinem Tod, mit kurzen Unterbrechungen, lebte. Im Jahre 1911 gewährte der Provinzausschuss ihm und Rihard Jakopič 2.000 Kronen Unterstützung für eine Kunstreise nach Italien. Grohar war jedoch von der Krankheit, die er versteckte, so geschwächt, dass er ins Regionalkrankenhaus in Ljubjana gebracht wurde, wo er am 19. 4. 1911 an Schwindsucht starb.

Ausstellungen

Ivan Grohar war sich der Bedeutung von Ausstellungen bewusst. Er stellte seine Werke oft aus und engagierte sich mit all seinem Eifer auch bei der Vorbereitung und Organisation slowenischer Kunstausstellungen; er war es, der mit großem Aufwand die bedeutendste Ausstellung realisierte, die 1904 in Wien beim Galeristen Miethke stattfand. Er betonte, dass es für die Anerkennung slowenischer Kunst notwendig sei, auch außerhalb von Ljubljana auszustellen. Im Jahre 1905 stellte er selbstständig in Berlin aus und als Gruppe auf jugoslawischen Ausstellungen in Belgrad 1904, in Sofia 1906, in Zagreb 1908, auf der Kaiserlichen Ausstellung in London 1906, in Triest 1907, in Krakau und Warschau 1908. Er stellte 1909 im Pavillon von Jakopič und 1910 auf der Jubiläumsausstellung – 80 Jahre bildende Kunst auf slowenischem Boden – aus. Nach seinem Tod, im Jahr 1911, wurde ihm zu Ehren die Sechste Slowenische Kunstausstellung im Pavillon von Jakopič gewidmet. Im folgenden Jahr stellte Jakopič 3 seiner Bilder in Wien vor. Die Nationalgalerie organisierte ihm zu Ehren 1926 eine Gedenkausstellung, wichtig war auch die große Ausstellung im Jahr 1958 in der Modernen Galerie. Erst im Jahr 1997 fand in der Nationalgalerie und im Stadtmuseum eine Ausstellung von Grohars Werken statt. Viele Werke von Grohar wurden zuletzt in den Jahren 2008-2009 in der Nationalgalerie auf der Ausstellung “Slowenische Impressionisten und deren Zeit” zu sehen. 1890–1920. Bis zum 6. November dieses Jahres waren Grohars Porträts in der Galerie Loška galerija in Škofja Loka auf der Ausstellung “Die Macht der Blicke” zu sehen. Grohars Werke: Ivan Grohar malte ca. 260 Bilder, die sich in der Qualität stark unterscheiden. Grohars Malerei wird normalerweise in zwei künstlerische – Entwicklungsperioden unterteilt. Die frühe Periode, die von den ersten Anfängen (sein erstes Werk wurde 1886 vermerkt) bis zum Ende seiner Schulzeit (um 1900, als er bereits die Erfahrungen aus der Malerschule von Ažbe hatte) dauerte. Das Jahrzehnt nach 1900 stellt Grohars Phase der Moderne dar, als er künstlerisch gereift ist und einige Schlüsselwerke der slowenischen Moderne malte. Die letzten zehn Jahre wurden von Experten weiter unterteilt in: die Segantini-Zeit 1902–1904, gefolgt von einer ausgeprägt impressionistischen Erfahrung in den nächsten zwei Jahren. In Jahr 1907 herrschen symbolisch zum Nachdenken angeregte aktuelle Eindrücke vor, dann spricht man von der monumentalen Phase der späten figuralen Werke. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts malte Grohar hauptsächlich religiöse Bilder, Porträts und Genrebilder. Er folgte der heimischen Tradition der werkstattlichen Bildschnitzerei der Kirchenmalerei und bemühte sich durch die Bestellung von Porträts, die finanziellen Mittel für die Schulausbildung zu sichern. Bei der Malerei von religiösen und Porträtgemälden ließ sich Grohar von älteren Vorbildern inspirieren: bei Kirchenwerken nach barocken Heiligenkompositionen, bei Porträts folgte er realistischen Impulsen und beim Malen von Genrebildern, ließ er sich von der Münchner Malerei beeinflussen. Das Genrebild “Masken bei der Hochzeit” (slow. Maske na svatbi) oder Brna (1899) wird aus dem häuslichen Umfeld geschöpft. Folklore Details wurden (eine weibliche Figur im Vordergrund, gekleidet in die Volkstracht der Region Gorenjska) in die Komposition des monumentalen religiösen Gemäldes Das Herz Jesu (slow. Srce Jezusovo) (1900) aufgenommen, das vom Erzbischof von Ljubljana Anton Bonaventura Jeglič in Auftrag gegeben wurde. Die nationale Erkennung war um 1900 eine der Schlüsselaufgaben der Maler. Nach der Begegnung mit Rihard Jakopič und dem Kennenlernen der Werke des schweizerisch-italienischen Malers Giovanni Segantini wurde seine malerische Kreativität völlig neu geboren. Zu Grohars Genrebildern mit einem Hauch von Wohnlichkeit, die zugleich schon eine modernere Malweise andeuten, zählt das Gemälde “Der Rechen” (slow. Grabljice) (1902). Die Genremomente begannen jedoch langsam zu verschwinden, er interessierte sich immer mehr für die Landschaft. Das Gemälde “Unter dem Koprivnik” (slow. Pod Koprivnikom) (1902) gilt als erster ambitionierterer Entwurf einer Panoramalandschaft, bei der Grohar auch eine Genreszene in den Vordergrund stellte. In der Malerei Rechnung (eine Malmethode) sind bereits Grohars Versuche Segantinis Strichtechnik zu adaptieren, die eine poetische Erfahrung der heimischen Landschaft anregt, spürbar. Im Jahr 1903 malte Grohar in Brdo bei Lukovica, nach einer schweren persönlichen Erfahrung, das Werk “Der Frühling” (slow. Pomlad), mit dem ihm der Durchbruch geling und es im folgenden Jahr erstmals bei Miethke ausstellte. Der Schriftsteller Ivan Cankar berichtete aus Wien begeistert über dieses Werk von Grohar. Es erinnerte ihn nostalgisch an die typisch slowenische Landschaft und beschrieb poetisch die Stimmung oder Laune, die Grohar mit ausgewählten Farben (z.B. Violetttönen, den Pigmenten mischte er viel Weiß dazu, das ein nebeliger Eindruck erweckt wurde) und Maltechnik ausdrückte. Kenner bezeichnen das Gemälde als Schlüsselwerk des slowenischen Impressionismus bzw. Modernismus. Darin drückte der Maler die Hoffnung auf die Wiedergeburt des Lebens aus. Seine intime Erfahrung vereinte er mit einer lyrischen Sehensweise der slowenischen Landschaft, so dass das Bild in der Bedeutung vielschichtig ist: mit persönlichen und nationalen Inhalten. Noch wichtiger ist, dass Grohar die symbolische Dimension des Gemäldes mit seiner Ausführungsart vereinte oder sogar ausdrückte. Die verwendete Malweise wurde nicht erlernt, sondern persönlich aus dem (Neo)impressionismus bzw. Divisionismus abgeleitet. Als Divisionismus bezeichnet man das Malverfahren des Postimpressionismus, der Farben aus wissenschaftlicher Sicht behandelt und in sogenannte reine Farben auseinandersetzt und dann in kleinen Partikeln / Linien auf die Malleinwand aufsetzt. Grohar beherrschte den Divisionismus nicht systematisch, sondern imitierte die Technik, um einen zitternden atmosphärischen Eindruck zu erzeugen. Er verwendete das System der Linien, um Formen und Texturen zu unterscheiden und mit Sequenzen verschiedener Malmodi räumliche Effekte zu erzeugen. Die Farben trug er in dicken Schichten auf die Leinwand auf – pastöse Anstriche. Kritiker sagten, seine Gemälde seien gemauert, verputzt. Manchmal zog er lange Schlangenlinien, später wurden daraus kürzere Striche oder sogar Klumpen, an einigen Stellen sogar angesammelte Farben, manchmal ließ er aber auch bestimmte Stellen der Leinwand unbemalt. Zum Malen benutzte er einen Malerspachtel. Im August 1904 malte er in seinem Heimatsort Heblarji, auf dem Gehöft seines Vaters, eine Lärche. Das Originalgemälde mit dem Titel Aus der Landschaft von Gorenjska, stellte er 1904 in Belgrad aus. Grohar entwarf das Gemälde zunächst in einem ähnlichen Format wie das Werk Frühling, vielleicht handelte es sich sogar um ein weiteres Gemälde aus der Reihe Jahreszeiten. Vor der Ausstellung in Sofia 1906 änderte Grohar den Titel und das Format des Gemäldes, wie wir es heute kennen. Durch die Wahl eines fast quadratischen Formats, kühn in die Mitte gestelltes zentrales Motiv, der suggestiven Farbgebung auf die Leinwand und die bedeutungsvolle eingravierte Unterschrift von Grohar, bekam das Gemälde einen sehr modernen Charakter. Es zählt zu Grohars erfolgreichsten Werken. Im symbolistischen Sinne identifizierte sich der Künstler selber mit dem alleinstehenden, zählebigen Sturmbaum, es handelt sich also um eine Art Selbstbildnis des Malers. Sicherlich hat er den persönlich-aussagenden Inhalt mit dem nationalen ausgebaut. Darüber hinaus schuf der Maler mit einer durchdachten Farbwahl (charakteristisch ist die Verwendung von Violett) und dynamischen Zügen eine Atmosphäre der zitternden sommerlich heißen Alpenhochwelt. In den Jahren 1904–1906 malte Grohar viel zusammen mit Jakopič und Sternen in der Umgebung von Škofja Loka. Diese Zeit der gemeinsamen Malertraffen von Jakopič, Sternen, Grohar und dem Fotografen August Berthold wird auch Škofja Lokas Barbizon genannt. Sie suchten geeignete Motive, oft intime Ecken in der Natur, die die Hineinversetzung und mehrsinnliches Wiedererleben förderten. Obwohl sie dieselben Motive aufgegriffen haben, sind ihre Ausführungen verschieden. Jeder von ihnen suchte nach seiner eigenen Art zu malen, wie der Eindruck, den die Landschaft auf ihn macht, gemalen wird. In Grohars Gemälden treten daher zu dieser Zeit wieder rein impressionistische Akzente auf. Die melancholische Stimmung spürt man vor allem in Winterdarstellungen: Weiden am Bach (slow. “Vrbe ob potoku”), Kamnitnik im Schnee (slow. “Kamnitnik”), Wintermorgen (slow. “Zimsko jutro”). In dem Gemälde Schneesturm in Škofja Loka (slow. “Snežni metež v Škofji Loki”) (Škofja Loka im Schnee) von 1905 schuf er eine einzigartige Stimmung eines verschneiten Nachmittags, wenn Stimmen und harte Umrisse verschwinden. Mit dicht angehäuften Farben (und stellenweise auch unbemalten Leinwandflächen) materialisierte er das wahre Naturphänomen. Den Höhepunkt dieser impressionistischen Phase stellt das Gemälde Štemarski vrt (1907) dar, als Grohar den Zeitpunkt kurz nach einem Sturm malte. Der Garten galt als beliebtes Motiv der französischen Maler des Impressionismus. Grohars Gemälde “Štemarski vrt” ist jedoch leer, sodass den zentralen Inhalt des Gemäldes Licht- und Farbeffekte darstellen. In der letzten Periode (1907-1910) malte Grohar monumentale, symbolistische Szenen der Arbeiten auf dem Lande. Grohar kehrte damit zur Problematik der Figurenmalerei zurück. Das bekannteste und von Anfang an als beliebtestes slowenisches Gemälde anerkannt, ist der Sämann (slow. “Sejalec”) (1907). Es wurde erstmals 1907 im Volkshaus in Triest ausgestellt. Der Sämann ist nicht so sehr eine konkrete Figur als vor allem die Art des in der Sonne gehenden Bauer, der Hoffnung und das Leben der Zukunft sät. Die symbolische Bedeutung der in der Bildmitte platzierten Figur, wird im Hintergrund durch die charakteristische Volksarchitektur des Heustadels verstärkt, die in Grohars und auch in den Landschaften anderer Impressionisten häufig vorkommt. Grohar sah den Bauern bei der Arbeit auf den Feldern von Škofja Loka und diese Gestalt beeindruckte ihn stark. Das Bild entstand jedoch nicht plötzlich. Grohar dachte sorgfältig über das Bild nach und bestimmte den Berg Kamnitnik als Hintergrund. Er malte sogar zwei Gemälde mit demselben Motiv. Bei der Entstehung des Gemäldes wurde er auch vom Fotografen Avgust Berthold unterstützt, der die Haltung des Bauern fotografierte. In dem letzten Genre figuralen Gemälden werden realistische Geschichten zu Allegorien der Arbeit, der heldenhaften Anstrengung (Garben (slow. “Snopi”), Kartoffeln (slow. “Krompir”), Mann mit Karren (slow. “Mož z vozom”), Hügel (slow. Hribček”) oder extremer Einsamkeit, Melancholie und Hoffnung (der Hirte (slow. “Črednik”) vorgehoben. Grohars Gemälde sind in den ständigen Sammlungen der National- und Modernen Galerie in Ljubljana ausgestellt und werden auch im Stadtmuseum in Ljubljana und im Museum von Škofja in Škofja Loka aufbewahrt.

Zum Malen benutzte er einen Malerspachtel.

Ivan Grohar leistete zusammen mit Rihard Jakopič, Matija Jama und Matej Sternen einen wichtigen Beitrag zur Etablierung des modernen malerischen Ausdrucks zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Grohar etablierte sich zunächst als Kirchenmaler, er malte auch Porträts und Genrebilder. Einen wichtigen künstlerischen Wendepunkt erlebte er mit der Begegnung mit Rihard Jakopič. Nach 1900 suchte eine Generation junger Maler eifrig nach dem am besten geeigneten Inhalt und der am besten geeigneten Malmethode, um den slowenischen Charakter der Kunst zu offenbaren. Sie konzentrierten sich auf die Landschaft und den Impressionismus. Sie malten draußen in der Natur und beobachteten all ihre atmosphärischen Veränderungen, insbesondere das wechselnde Licht. Das Jahr 1903, in dem Grohar das Gemälde “Frühling” malte, war ein Wendepunkt für die Entwicklung der slowenischen modernen Malerei. Die Maler lernten die Grundprinzipien des Monets Impressionismus kennen und beschäftigten sich bis 1906–1907 intensiv mit der Malereiforschung. Der slowenische Impressionismus unterscheidet sich jedoch erheblich vom französischen. Gerade in Grohars Werken geht es nicht nur um augenblickliche äußere Eindrücke, sondern die Zeit dehnt sich irgendwie, der Maler übergibt uns die Stimmung, Meditation oder, wie Ivan Cankar schrieb, die Laune. So fließen in Grohars Arbeiten viele symbolistische Inhalte ein, sie zeichnen sich durch ein äußerst ausgefeiltes Farbgefühl und eine persönlich ausgeführte Spachtel-Maltechnik aus. Grohars Leben war schicksalhaft von Armut gekennzeichnet, dennoch glaubte er blindlings bis zum Ende daran, dass es sich zum Besseren wenden würde. Sein Lebensoptimismus spiegelt sich in den symbolisch behandelten Gemälden wider, die zu nationalen Ikonen erhoben wurden: Der Frühling, Die Lärche, Der Sämann, Der Hirte.


Autor: Kristina Preininger,
Nationalgalerie Ljubljana